I wish I was the Captain

Zur Saison 2006 erschien das Dritte Album:
„I wish I was the Captain“!
(leider z.Z. ausverkauft) Es enthält Liveaufnahmen mit 19 Liedern, von Bombay bis Island und Madagaskar, mit La Paloma, My Bonny, Good Night, Ladies usw.

Hörproben

01. Strike the Bell
02. Heho, alle Männer her an Bord
03. Wir lagen vor Madagaskar
04. Einmal noch nach Bombay
05. Allen, die willen naar Island gaant
06. Heho, hurra frisch nah!
07. My Bonny
08. La Paloma
09. Blow the Man Down
10. Masithi
11. Donkey Riding
12. Haul the Bowline
13. Sam´s Gone Away
14. Reuben Ranzo
15. Whip Jamboree
16. De oole Brigg
17. The Old Chariot
18. Good Night, Ladies
19. The Farewell Shanty

Erläuterungen

Nr. 01 Strike the Bell (2:04)

Dies ist ein Englisches Wachlied , das aufgrund des Marschrhytmus gern als Pumpenshanty verwendet wurde.
Im Mittelpunkt steht das „Glass“, ein altes seemännisches Zeitmaß von einer halben Stunde, das an einer Sanduhr (aus Glas) abgelesen wird. Nach Ablauf dieser Zeit wird die Schiffsglocke geschlagen, die den Tagesablauf des Seemanns unerbittlich bestimmt: „Acht Glasen“ sind eine Wache, eine Arbeitsschicht von 4 Stunden.

Nr. 02 Heho, alle Männer her an Bord (1:35)

Sogenannte « Landratten » singen im Spätsommer nach einer überlieferten Melodie aus dem englischen Sprachraum den schönen Kanon « Heho, spannt den Wagen an ». Heutzutage muß der Seemann da nicht mehr zurückstehen : Gustav Schulten (Bearbeitung der Melodie) und Karl Seidelmann (Text) sei Dank!

In guten Jahren zog der Amrumer Shantychor mit diesem vierstimmigen Kanon auf den Lippen feierlich in den jeweiligen Konzertsaal ein.

Nr. 03 Wir lagen vor Madagaskar (2:26)

Just Scheu hat dieses Seemannslied geschaffen. Die schönste Stelle ist (nach Ansicht des Akkordeon spielenden Chorleiters) der Anfang des dritten Teils: „Ja wenn das Schifferklavier an Bord ertönt“. Andere bevorzugen entschieden im zweiten Abschnitt die Passage „Leb wohl, kleines Mädel“ bzw. je nach Dialekt auch gern „Madel“.

Nr. 04 Einmal noch nach Bombay (3:54)

Den Text hat Hans Leip verfaßt, Richard Germer hat dazu die Musik gemacht. Das Lied ist unserem Shantyman Dieter so recht auf den Leib geschrieben, und der vom Chorleiter ersonnene vierstimmige Chorsatz wird mindestens 24-stimmig dargeboten. Nicht nur der Schlagerfreund bekommt da eine Gänsehaut!

Nr. 05 Allen, die willen naar Island gaan (1:42)

Der Shantychor singt dieses Lied der Hochseefischer im flämischen Originaldialekt. In den alten Zeiten gab es vor Island eine wahre Kabeljauplage, die dank moderner Fangmethoden heute fast vollständig beseitigt ist.

In der dritten Strophe (wenn der Wind von Nord weht) wird die Bedeutung des Windes für die Segelschiffe klar: Gegen den Wind können wir nicht segeln – wir müssen in der Hafenkneipe warten, bis der Wind dreht. Für die Mannschaft ist das nicht unbedingt ein Unglück.

Nr. 06 Heho, hurra frisch nah! (2:26)

Hier ist ein echtes Fischershanty von der Schlei, vom ”Holm”,
dem alten Fischerviertel Schleswigs, gesungen beim Einholen der Netze.

Wir haben dieses Lied vom Chor des Arnisser Segelclubs im Herbst 1998 bei unserem ersten gemeinsamen Konzert gehört.

Nr. 07 My Bonny (2:18)

Dies ist der Song der daheimgebliebenen Seemannsbräute, ihrer Ängste, ihrer Hoffnungen.

Anfang der sechziger Jahre hat Altrocker Tony Sheridan aus England aus diesem wehmütigen Lied ein Stück unvergessenen Rock´n Roll gestaltet.
Der Amrumer Shantychor trägt dieses Werk im Gedenken an die verflossene Jugendzeit unserer älteren Mitbürger – insbesondere des Chorleiters – vor..

Nr. 08 La Paloma (3:44)

Nichts gegen die bekannte deutsche Version vom „blonden Hans“, aber der Amrumer Shantychor versucht es lieber auf Spanisch, was dank der Mühe der Spanischlehrerin Yamila Batista Ricardo von der Amrumer Volkshochschule auch recht ordentlich gelingt.

Nr. 09 Blow the Man Down (1:38)

Dies ist wohl das bekannteste Halyard-Shanty von den ersten nordatlantischen Linienschiffen der „Black Ball Line“. Die Seeleute waren – wie man der 2.Strophe entnehmen kann – an Haarschnitt (natürlich kurzgeschoren) und Kleidung zu erkennen. An Bord der Schiffe wurde die Disziplin mit besonderer Brutalität durchgesetzt. So war der 3. Offizier hauptamtlicher Schläger und Knochenbrecher. „Blow the man down“ heißt „Puste den Mann um, schlag ihn k.o.“.

Wenn die Matrosen von diesen Schiffen an Land waren und Luft abließen, war die englische Polizei gut beraten, vorsichtig zu sein. Der Vorsänger erzählt eine kleine Begebenheit, die sich in der Liverpooler Paradise Street, der dortigen Vergnügungsmeile, abgespielt haben soll. Ein Polizist spricht ihn an, ob er ein Black-Baller, also potentieller Übeltäter, sei. Er streitet es ab, schlägt den Polizisten vorsichtshalber ein bißchen k.o. und kommt dann für ein halbes Jahr hinter Gitter.

Zu diesem Shanty sind etliche andere Textvarianten bekannt, vorzugsweise aber alle aus dem Mileu der „Paradisstraße“.

Nr. 10 Masithi (1:17)

Auch für einen Shantychor kann es nie verkehrt sein, ein christliches Lied zu singen, besonders wenn es von Übersee aus Südafrika kommt. Auch dieses Stück kennen wir vom Chor des Arnisser Segelclubs.

Nr. 11 Donkey Riding (2:30)

Dies ist ein Stamp-and-go-Shanty wie der “Drunken Sailor”, das nur auf den ganz großen Segelschiffen “aufgeführt” werden konnte. Der Vorsänger – genau genommen ein Minichor von drei Chormitgliedern – ist offenbar weit herumgekommen und kennt sich mit den Mädchen anderer Länder bestens aus.

Nr. 12 Haul the Bowline (1:36)

Dies ist ein sehr ursprüngliches Haul-Shanty. Beim “Haul” am Zeilenende wird gemeinsam an der “Bowline” gezogen. Die Bowlines dienten dazu, bei spitz einfallendem Wind das Luvliek vorzuholen, anders ausgedrückt: Die dem Wind zugewandte Seite (“Luv”) eines Segels wird nach vorne gezogen, damit der Wind besser in das Segel trifft und das Schiff schnell voran kommt (Chorleiterlatein).
Da die Bowlines nach Meinung einiger Autoren bereits im 17. Jahrhundert abgeschafft wurden, können wir davon ausgehen, eines der ältesten überlieferten Shanties in englicher Sprache im Repertoire und damit auf der CD zu haben.

Nr. 13 Sam´s Gone Away (2:34)

Kollege Sam hat sich davongemacht, um auf einem Kriegsschiff anzuheuern. Dort gibt es die für den öffentlichen Dienst typischen Aufstiegschancen bis hoch zum Kapitän und Kommodore.

Die vorletzte Strophe „I wish I was the Captain“ hat der CD ihren Titel gegeben. Es soll sich dabei um den Seufzer eines Chorleiters handeln, der ungenannt bleiben möchte.

Nr. 14 Reuben Ranzo (2:33)

“Reuben Ranzo” ist ein Halyard-Shanty, ideal, um gemeinsam “an einem Strang zu ziehen”, wie man so sagt. Die Geschichte, die der Vorsänger vorträgt, spielt auf einem Walfangschiff, und wir können ganz sicher sein, daß Amrumer Seeleute auf ihren Grönlandfahrten sich zum Kehrreim “Ranzo me boys, Ranzo” ordentlich ins Zeug gelegt haben.

Der Held der Geschichte wird direkt aus der Blauen Maus (Amrumer Kultkneipe) auf ein Walfangschiff verschleppt (“schangheit” nennt man das), als Nicht-Seemann macht er auf See natürlich alles falsch, dafür wird er auf die damals übliche Weise bestraft und mißhandelt. Aber das Glück ist auf seiner Seite: Der Kapitän hat seine Tochter dabei, und die kümmert sich um den armen Reuben Ranzo, gibt ihm Rum, Whisky und manches andere, was ihm gut tut. Der Kapitän lehrt ihn Navigation und seemännisches Wissen, und heute ist Reuben Ranzo selbst Kommandeur eines Walfängers, und der alte Kapitän darf jetzt auf sieben Enkelkinder aufpassen.

Nr. 15 Whip Jamboree (2:20)

„Jamboree“ meint ein fröhliches Zusammentreffen nach langer Fahrt: der Sänger freut sich auf seine Braut Jenny und ihre selbstgebackenen Haferkekse. Dieses Shanty war ursprünglich ein Lied schwarzer Seeleute. Es existiert in verschiedenen Textversionen, je nach der Geografie des Heimathafens und der Situation an Bord (ob die Seeleute unter sich sind oder z.B. Passagiere in Hörweite sind).

Nr. 16 De oole Brigg (2:18)

De oole Brigg war ein echter „Seelenverkäufer“, und der Textautor K.-A.Gadow ist ein humorvoller Mann.

Nr. 17 The Old Chariot (3:26)

Melodie und insbrünstiger Gesang erinnern an den Ursprung dieses Stückes im Gospelgesang. Nur ist der Text nicht gerade christlich. Da Frauen ja früher nicht zur See gefahren sind, stellen wir uns dieses Lied als typischen Arbeitsgesang der schwarzen Mitarbeiterinnen nordamerikanischer Hafenkneipen vor.

Nr. 18 Good Night, Ladies (2:18)

Mit diesem Lied verabschieden wir uns von unseren weiblichen Publikum.

Nr. 19 The Farewell Shanty (1:46)

Sicher ist dieses Shanty auch bei der Arbeit am Gangspill gesungen worden. Aber so richtig schön paßt es ans Ende eines Konzerts, wenn man keine Kraft für weitere Zugaben mehr hat. Jeder normal empfindende Zuhörer bekommt bei unserem fünfstimmigen Gesang eine Gänsehaut, wobei über die Gründe mehrere Theorien bestehen.

Der Chorleiter möchte nach eigenem Bekunden dieses Lied auf seiner Beerdigung hören.